Unser Besuch auf der Micro Praha 2025 – Teil 2

Nachdem wir im  1.Teil unseres Berichtes über die Micro Praha 2025 auf folgende Aussteller näher eingegangen sind:

• Atlanic Watches
• Botta
• DUG
• Fine Watches Berlin
• Hanhart 1882
• Heinrich Watches
• Jakub-Pitucha
• Laco

….. folgt nun der 2. und letzte Teil unseres Berichtes über das diesjährige Micro Praha Festival.

Nodus

 

Nodus wurde 2017 in Los Angeles von den Uhrenliebhabern und Freunden Wesley Kwok und Cullen Chen gegründet. Ziel war es, hochwertige und zugleich erschwingliche Armbanduhren zu schaffen – Uhren, die nicht nur gut aussehen, sondern echten Alltags- bzw. Tool-Uhren-Charakter mitbringen.

Die Montage, Regulierung und Qualitätskontrolle der Uhren erfolgt in Los Angeles – Nodus legt großen Wert auf „designed & assembled in USA“.

 

Out Of Order

OOO – Out of Order® wurde im Februar 2013 in der Nähe von Venedig, Italien, gegründet. Die Idee entstand, als Mitgründer Riccardo Torrisi eine teure Uhr beschädigte und sie nicht reparieren konnte – daraus entwickelte sich das Konzept „Damaged in Italy„.

Die Marke bricht mit Perfektionismus: Uhren mit absichtlich gealtertem, „beschädigtem“ Look mittels einem patentierten Aging-Verfahren, das sie vintage wirken lässt, ohne Kompromisse bei Qualität. Spannend ist, dass die Marke mit ihrem Modell „Angelo Azzurro Automatic GMT“ beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) 2024 eine Nominierung erhalten hat.

 

Der Hingucker für uns war jedoch die neueste Kreation einer mechanischen Uhr mit digitaler Anzeige, die bei den Dubai Watch Days für großes Aufsehen sorgte.

 

 

Schnelle

 

Thomas Schnelle – der Geheimtipp aus München – war mit seinem Uhrmachertisch nach Prag gekommen, um allen Interessierten mittels Videokamera und Bildschirm Einblicke in die Arbeit eines Meisteruhrmachers zu geben.

So ganz nebenbei hat er dann auch seine Eigenkreation, eine Uhr im Art Deco-Stil beworben, die seine Liebe zu historischer Präzision widerspiegelt. Das schmale, rechteckige Form-Gehäuse greift das Design der 1920er/30er-Jahre-Ästhetik auf und wird von Thomas Schnelle im eigenen Atelier gefertigt. Im Inneren tickt ein wunderschönes historisches Longines 9LT-Kaliber mit Schraubenunruh und Breguet-Spirale aus den 1940er-Jahren.

 

Stowa

 

Stowa ist eine traditionsreiche deutsche Uhrenmanufaktur mit Sitz in Pforzheim, gegründet 1927 von Walter Storz. Bekannt wurde Stowa vor allem durch ihre Pilotenuhren (Flieger) für die deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg sowie durch klassische Bauhaus-Designs.

Nach einer wechselvollen Geschichte wird die Marke seit den 1990er-Jahren wiederbelebt und fertigt heute mechanische Uhren im mittleren Preissegment mit Fokus auf deutsches Handwerk, sichtbare Mechanik und geradliniges Design.

 

 

Straum

 

Straum ist eine junge, enthusiastisch geführte Uhrenmarke aus Bergen, Norwegen, die durch ihr ungewöhnliches „Radian“-Design (abgeschrägt-konvexes Gehäuse) und einen starken Community-Fokus auffällt.

Straum ist ein Phänomen der Mikro-Uhrenmarken-Szene: Kleine Serien, großer Enthusiasmus, ein Design, das polarisiert – und eine Community, die Teil der Marken-DNA ist. Perfekt für Sammler, die das Ungewöhnliche suchen und den direkten Draht zu den Machern schätzen. Starker Auftritt in Skandinavien, Deutschland und den USA.

 

Venezianico

Venezianico ist ein 2017 von den Brüdern Alberto und Alessandro Morelli gegründeter italienischer Uhrenhersteller aus der Nähe Venedigs. Die Marke verbindet venezianische Design­einflüsse mit moderner Mechanik und hochwertigen Materialien. Bekannt wurde Venezianico durch Crowdfunding und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis im mittleren Segment.

 

 

Heute bietet das Unternehmen mehrere Kollektionen sportlicher und eleganter Automatikuhren. Sogar ein eigenes Manufakturkaliber, das V5000 „Made in Italy“ kann die Marke mittlerweile vorweisen. Entwickelt wurde dieses in Zusammenarbeit mit dem italienischen Hersteller OISA 1937 sowie dem erfahrenen Uhrmacher Fausto Berizzi (ehemals tätig bei Lemania, Frédéric Piguet und Vaucher).

 

 

Viis

 

VIIS ist ein junges, ambitioniertes Label mit frischem Designansatz, das klassische Fliegeruhren neu interpretiert und auf gute Ausstattung mit zuverlässiger Mechanik setzt — ohne gleich mit teuren Manufakturwerken zu konkurrieren.
Mit großer Sorgfalt und Leidenschaft wird  jede VIIS Uhr in Deutschland entworfen und gefertigt.

Für jemanden, der Wert auf Stil, Alltagstauglichkeit und ein modernes Pilotendesign legt, könnte VIIS durchaus interessant sein.

 

 

Viribus Unitis

 

Viribus Unitis – bedeutet auf Latein „mit vereinten Kräften“ und war der Wahlspruch des k. u. k.-Monarchen Franz Joseph I – ist eine klassische „Micro-Brand“ aus Österreich mit hohem Anspruch an Design und Handwerk.

 

Die Kombination aus historischer Inspiration (k. u. k.-Erbe, Militärgeschichte, Luftfahrt, Marine) mit moderner Uhrmacherkunst und individueller Fertigung macht sie zu einer interessanten Adresse – insbesondere für Menschen, die Uhren als Ausdruck von Persönlichkeit und Stil sehen.

 

 

Fluco

 

Nach den zahlreichen Uhren werfen wir abschließend  noch einen Blick auf die passenden Uhrenarmbänder. Auf der Micro Praha präsentierte sich der deutsche Hersteller Fluco, ein echtes Traditionsunternehmen aus Furth im Wald. Die Manufaktur zeigte eindrucksvoll, wie viel Handwerk in einem hochwertigen Armband steckt. Seit 1952 fertigt Fluco jedes Band vollständig in Deutschland – vom ersten Zuschnitt bis zur letzten Naht.

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Die Vielfalt an Ledern, Farben und Stilen war auf der Messe beeindruckend, und die Qualität der Verarbeitung ließ sich sofort erkennen. Fluco ist ein wohltuender Gegenpol zur globalen Massenproduktion: ehrliche Materialien, echte Handarbeit und eine Manufaktur, die zu 100 % hinter jedem Produkt steht.

 

Während der beiden Tage in Prag haben wir nicht nur schöne und interessante Uhren von zahlreichen Ausstellern bewundert, sondern auch viele spannende Gespräche geführt, die ein Stimmungsbild der gesamten Branche gezeichnet haben.

Das Interesse an mechanischen Uhren ist nach wie vor ungebrochen. Das Publikum in Tschechien kam zum Teil mit Kind und Kegel, jung und alt; die ganze Familie war vor Ort und die Begeisterung für filigrane Mechanik war regelrecht zu spüren. Dennoch wurde von den Ausstellern – im Rahmen des ein oder anderen Gesprächs – das Thema Preisgestaltung angesprochen. Der Markt in Europa dürfte – so unsere Einschätzung – preislich ausgereizt sein. Die Unsicherheiten sind zu offensichtlich, als dass man davon ausgehen kann, dass alles, was gefällt, auch gekauft wird.

Der Konkurrenzdruck ist enorm. Die vielen Anbieter, die um die Gunst der Kunden buhlen, machen die Entscheidung nicht gerade einfacher. Entgegen vieler Mainstream-Marken, die bestimmte Trends mehr oder weniger fast im Gleichschritt übernehmen und abbilden, sind die Micro-Brands deutlich kreativer und risikofreudiger und realisieren überwiegend eigenständige Konzepte und Designs. Gerade Käufer, die ihre eigene Individualität auch über die Uhr am Handgelenk zum Ausdruck bringen möchten, werden bei der gebotenen Vielfalt fündig.

Und eines ist auch klar geworden. Die Zeiten, in denen schöne und hochwertige Uhren fast schon zwangsläufig gedanklich mit den Herkunftsländern Schweiz, Deutschland oder Japan verknüpft wurden, sind vorbei. Die Micro-Brands zeigen, dass es auch in Österreich, Polen, Tschechien, Frankreich oder Italien Unternehmungen gibt, die Erstaunliches zu Wege bringen. Aber selbst die Firma Nodus aus Kalifornien/USA hat eindrucksvoll bewiesen, dass selbst die Amerikaner den Bau guter und absolut wettbewerbsfähiger Uhren nicht verlernt haben. Das ergibt in Summe ein vielfältiges Angebot an interessanten Neuschöpfungen.
Zusätzlichen Aufwind gibt den Micro-Brands, dass einige sich ausschließlich auf die Direktvermarktung konzentrieren und dadurch bei der Preisgestaltung mehr Spielraum haben, andere aber auch die Möglichkeit nutzen, zum Fachhandel vorzudringen. Dort herrscht durch den hohen Druck, den einige Konzernmarken, wegen zurückgehender Umsätze, auf den Fachhandel ausüben, nicht gerade die beste Stimmung. Und so substituiert der ein oder andere – zumeist kleinere – Fachhändler im Schaufenster so manche Konzernmarke durch eine Independant-Brand.

Auf der anderen Seite des Spielfeldes positionieren sich smarte Armbanduhren immer stärker an den Handgelenken. Viele Marken, die einst versucht haben einzusteigen, sind zwar wieder verschwunden, aber diejenigen, die sich halten konnten, bauen ihre Marktposition weiter aus. Wir werden sehen, ob bei jenen Familien, die die Messe, zusammen mit ihren Söhnen und Töchtern besucht haben, die Jugend sich zu gegebener Zeit für ein elektronisches Gadget am Handgelenk entscheidet, oder doch lieber zu einer soliden mechanischen Armbanduhr greift, die überdies dann auch etwas über den eigenen Geschmack und Charakter verrät.

 

LINKS

• Beiträge zum Thema Veranstaltungen im Blog des DEUTSCHEN UHRENPORTALS
• Beitrag: Unser Besuch auf der Micro Praha 2025 – Teil 1