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RONDA R150

RONDA R150

Der Schweizer Uhrwerke-Hersteller RONDA hat bereits 2016 einen Vorstoß in die Fertigung mechanischer Uhrwerke gestartet. Nachdem die ausgiebige Testphase des neu entwickelten RONDA R150 genannten Kalibers positiv abgeschlossen werden konnte, liefert RONDA erste Werke an Uhrenhersteller aus.

Das R150 sollte insofern von großem Interesse sein als es mit einem Durchmesser von 11 ½ Linien, exakt dem ETA 2824 entspricht.

Die Bauhöhe fällt mit 4,40 mm jedoch geringfügig niedriger aus. Bereits damit wird deutlich, dass es sich nicht um einen Clone des 2824 handelt, wie dies beispielsweise beim SW200 von Sellita oder dem STP I-II von der Fossil Group der Fall ist.

ARISTO Fliegeruhr, ausgestattet mit RONDA R150 automatic

Aristo ist der erste Uhrenhersteller in Deutschland, der von RONDA mit dem neuen Kaliber versorgt wird.
Auffälliges Merkmal gegenüber dem in der Einsteigerpreisklasse zumeist anzutreffenden ETA 2824 oder Sellita SW200 ist das deutlich größere Lager des Aufzugsrotors. Anders als beim ETA 2824 wird das Rotorlager nicht mit einer Zentralverschraubung auf dem Aufzuggestell fixiert, sondern mit drei kleineren am Umfang im Winkel von 120 Grad versetzten Schrauben.

Rückansicht des RONDA R150: Gut zu erkennen, das ins Uhrwerk integrierte Räderwerk für den automatischen Aufzug; das reduziert die Bauhöhe.

Das mit insgesamt 7 Kugeln bestückte Lager fällt im Durchmesser deutlich größer aus als beim 2824, jedoch kleiner als beim etwas überdimensionierten 2892. Am ehesten erinnert der Anblick an das Soprod A10. Aber auch hier ist der Durchmesser nicht exakt der gleiche.

Der Rotor zieht wie beim 2824 oder auch 2892 beidseitig auf. Das Laufgeräusch ist dabei angenehm leise, was beim 2824, oder besonders auch SW200, nicht immer der Fall ist. Die geringfügig niedrigere Bauhöhe kommt der Optik insofern zugute als das Werk auf der Rotorseite weniger bauchig wirkt.
Das war es dann aber auch schon hinsichtlich der Optik. Das Werk hinterlässt zwar einen insgesamt sauber und routiniert verarbeiteten Eindruck, aber eine Aufwertung durch Schliffe oder gar Verzierungen sind nicht auszumachen.
Gemäß der auf dem Rotor aufgebrachten Beschriftung weist das Werk – wie im Übrigen auch das ETA 2824 – 25 Lagersteine aus künstlichem Rubin auf. Die Hemmungsbaugruppe arbeitet mit 28.800 Halbschwingungen/sec, entsprechend 4Hz. Auch besitzt das R150 eine Feinregulierung über eine Exzenterschraube am Rücker. Für den Uhrmacher vor Ort also ein leichtes, die Gangwerte bei Bedarf nachzuregulieren.

Rückansicht des RONDA R150: Hier gut zu erkennen die Hemmungsbaugruppe mit konventionellem Rücker und Feinreguleirung mittels Exzenter

Ein besonderer Magnetfeldschutz in Form des Einsatzes von Silizium oder anderer spezieller amagnetischer Materialien ist nicht vorhanden.
Wir nehmen die Uhr ans Handgelenk und tragen sie über den Tag. So kann das Uhrwerk etwas einlaufen, bevor wir diese dann erstmalig auf die Zeitwaage legen.

Die Amplitude erreicht nicht ganz die hohen Werte, wie die eines ETA 2824, ist aber ordentlich. Lediglich die Differenz zwischen Zifferblatt unten und Zifferblatt oben mit 45 Grad überrascht etwas.
Die Gangabweichung ist erfreulich gering, der Abfallfehler beträgt konstant 0 ms. Beide Kriterien zeugen davon, dass das Uhrwerk sorgsam einreguliert wurde.
Der Mittelwert der Gangabweichung beträgt knapp 3 sec, die Differenz zwischen Zifferblatt oben und Krone links, einer Kombination, die im täglichen Gebrauch vergleichsweise häufig anzutreffen ist, beträgt genau 2 sec. Damit lässt sich sehr gut leben.

Kurzbewertung des RONDA R150

+ Identischer Durchmesser wie ETA 2824, bei gleichzeitig reduzierter Bauhöhe
+ Beidseitig aufziehender Rotor mit ruhigem Lauf
+ Sehr gute Gangwerte
+ Robuste und servicefreundliche Konstruktion mit Exzenterfeinregulierung, unter Verwendung bewährter Materialien
+ Gute Verarbeitung; Oberflächen in guter Industriequalität
+ Günstiger Preis
Aufzug über die Krone etwas schwergängig
Amplitude in der Position KR vergleichsweise niedrig
Keine Veredelung der Oberflächen
bislang keine weiteren Komplikationen erhältlich

 

Bei unseren technischen Recherchen zum Uhrwerk sind wir im Netz auf weiteres Informationsmaterial gestoßen, welches wir als Ergänzung unbedingt zur Lektüre weiterempfehlen möchten:

Andreas Kelz, der Autor dieses Berichts hat sich viel Mühe gemacht, das Uhrwerk komplett zerlegt und dabei jeden einzelnen Schritt sowie die Funktionsweise genauestens dokumentiert und erklärt. Auch über diese Publikation wird klar, dass RONDA mit dem R150 einen ernsthaften Konkurrenten zu ETA und Sellita auf die Beine gestellt hat.

Was bislang (noch) fehlt ist die Vielfalt. Es gibt derzeit nur die 3-Zeiger Variante mit Fensterdatum bei 3 Uhr. Aber das kann sich ja noch ändern.

 

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